Die drei Schlüssel

Anfänger im Qigong bemerken schnell, dass es doch nicht so einfach ist, wie es aussieht. Man muss sich vieles merken, kommt durcheinander und man verrenkt sich, weil man zum einen die Figur nachmachen möchte, aber trotzdem den Trainer anschauen will, um nichts zu verpassen. Es macht sich Frustration und maximal ein Muskelkater breit.

Um sich den Druck zu nehmen und sich Ziele zu stecken gibt es das Bildnis der drei Schlüssel. Erst wenn alle drei Schlüssel die Schlösser geöffnet haben, fließt die Energie und der Effekt übersteigt die Wirkung auf körperlicher Ebene.

Bleibe immer solange bei dem jeweiligen Schlüssel, bis Du ihn gemeistert hast!

1.Schlüssel: Die Bewegung

Der wohl einfachste Schlüssel. Die meisten Qigong Übungen sind relativ einfach zu merken. Es sind keine aufwendigen Bewegungen. Allerdings ist die Reihenfolge oft schwer zu merken, besonders, wenn es mehr als sieben sind. Daher beginne Schritt für Schritt. Merke dir jede Trainingseinheit eine Figur mehr und wiederhole sie in Reihenfolge, bis du sie kannst. Du hast auch eine Hilfestellung. Qigong- oder Taichi-Bewegungen haben oft fantasievolle Namen oder ganze Sätze. Diese sind nicht zufällig gewählt, sondern erzählen eine Geschichte, die dich an die Bewegung erinnern soll. Oft werden Tiere oder Fabelwesen verwendet, die eine Bewegung ausführen. Denkt man an "Der rote Hahn steht auf einem Bein", dann kann man beinahe ohne die Figur jemals gesehen zu haben eine Idee davon bekommen, wie sie wahrscheinlich aussieht. Die Namen der Figuren in Reihe zu lernen lohnt sich also.

2.Schlüssel: Die Atmung

Zunächst denkt man, dass dieser Schlüssel sicher der einfachste ist, denn man atmet ja so und so automatisch. Weit gefehlt. Im Qigong wendet man den Atem aktiv an. Das gleichmäßige Ein- und Ausatmen passend zu der Bewegung muss man trainieren. Der Atem passt sich der Bewegung und die Bewegung dem Atem an. Ist man untrainiert, stockt in der Bewegung oder hat die Bauchatmung noch nicht verinnerlicht, kommt man aus der Puste und atmet wild durcheinander. Dadurch kommt auch der ganze Bewegungsapparat durcheinander. Ein passendes Beispiel ist das Seitenstechen beim Sport. Um sich ganz auf den Atem zu konzentrieren muss der Geist frei sein. Daher meistere zunächst den ersten Schlüssel, dann ist schonmal das Nachdenken über den Bewegungsablauf Geschichte. Dann versuchst Du den Atemeinsatz an sich zu üben. Wann starte ich das Ein-, wann das Ausatmen. Wenn Du das kannst, dann kannst Du die Dauer des Atems und die Bewegungsgeschwindigkeit zueinander anpassen.

3.Schlüssel: Die Intension

Das ist der schwerste Schlüssel und es kann Jahre dauern, bis man ihn gemeistert hat. Nachdem man die Bewegung und den Atem dazu beherrscht und nicht mehr darüber nachdenken muss, kann man in sich selbst hineinhören und sich fragen: Was passiert bei dieser Bewegung, bzw. was soll passieren? Dies kann eine externe Überlegung sein. Frage: Warum muss die Hand da sein, wo ist ist? Antwort: Ich merke, wenn sie etwas höher ist, dann spannt sich meine Schulter an. Es kann aber auch eine interne Überlegung sein. Frage: Warum drehe ich meinen Oberkörper? Antwort: Damit meine Wirbelsäule eine Torsion erfährt, die Bandscheiben bewegt werden und ich einem Hexenschuss vorbeuge. Auch spirituelle Überlegungen sind möglich. Frage: Warum schmerzt bei dieser Bewegung meine Schulter? Antwort: Ich "schultere" gerade eine Menge in meinem Leben, das belastet mich. Ich muss loslassen. Das Problem an diesem Schlüssel ist, dass es so viele Fragen gibt. Ob man jemals bei diesem Schlüssel die Perfektion erreichen kann, ist die Frage. Aber eines ist sicher. Je mehr Fragen man auflöst, desto effektiver wird QiGong!